Nationaler Plan zur Organisation der Rettungsdienste

Der Nationale Plan zur Organisation der Rettungsdienste (PNOS), der im geänderten Gesetz vom 27. März 2018 über die Organisation der zivilen Sicherheit vorgesehen wurde, legt die grundlegenden Leitlinien für die Ausrichtung der zivilen Sicherheit fest. Sie geben die Ansprüche vor, die der Großherzogliche Feuerwehr- und Rettungsdienst (CGDIS) erfüllen soll.

Was ist der PNOS?

Ziel des PNOS ist es, eine Bestandsaufnahme aller auf dem Gebiet des Großherzogtums Luxemburg vorhandenen Risiken vorzunehmen sowie Ziele zur Abdeckung dieser Risiken vorzugeben.

Er erfüllt drei Funktionen:-

  • Eine wesentliche Funktion, jene, das Niveau der Notfallversorgung der gesamten, gebietsansässigen und nichtansässigen, Bevölkerung des Großherzogtums Luxemburg festzulegen;
  • Eine vorausschauende Funktion, jene, die Entwicklung des CGDIS bis 2025 festzulegen und zu bestimmen, mit welchem Risikoentwicklungsszenario umgegangen werden muss;
  • Eine Lenkungsfunktion für die Arbeit des CGDIS, welche u.a. die operationelle Organisation und das Organigramm, interne und operationelle Regelungen, sowie die Einstellungs-, Ausbildungs-, Ausrüstungs- und Baupläne begründet.

Der PNOS ist das Leitprogramm des CGDIS.

Wie ist er aufgebaut und was enthält er?

Der PNOS besteht aus 5 Teilen. Unter Berücksichtigung aller Aspekte und Merkmale des Großherzogtums (geografische, demografische, Verkehrsinfrastrukturen, wirtschaftliche und soziale Tätigkeiten usw.) lassen sich drei Arten von Risiken und Bedrohungen ermitteln. Es handelt sich um:

  • die ständigen Risiken des täglichen Lebens. Es geht hierbei um häufig auftretende Fälle, deren Schweregrad jedoch begrenzt ist und durch die Einsätze der Notfallrettung (SAP), Brandbekämpfung oder der Bergung von Verkehrsunfallopfern abgedeckt werden;
  • besondere Risiken, deren Häufigkeit gering ist, der Schweregrad allerdings hoch. Dabei handelt es sich etwa um die Folgen von Naturereignissen (Überschwemmungen, Erdrutsche, Stürme, Tornados usw.) oder um technologische Ausfälle in risikobehafteten Unternehmen (16 Unternehmen sind als SEVESO eingestuft);
  • außergewöhnliche Risiken, über die wir nicht genügend Informationen haben, um ihr Auftreten im Laufe der Zeit und im Großherzogtum zu bewerten. Beispiele hierfür wären etwa ein Erdbeben, die Gefahr eines Anschlags oder feindselige Handlungen, die sich gegen die in Luxemburg vertretenen Institutionen (NATO und Europäische Union) richten und Schwachstellen angreifen (IT-Netze, Konzentration der Dienste in Luxemburg-Stadt und Esch-sur-Alzette).

Die Gesamtheit der Risiken, beziehungsweise die potenziellen Auswirkungen durch Bedrohungen, werden durch Hilfseinsätze abgedeckt. Ihre Analyse zeigt, dass:

  • mehr als 75 % der Rettungseinsätze in den Bereich SAP fallen, während Brände nicht einmal 4 % ausmachen;
  • das am häufigsten auftretende besondere Risiko Überschwemmungen sind;
  • das Großherzogtum von Anschlägen oder feindseligen Handlungen bisher eher verschont zu sein scheint.

Nachdem die Risiken aufgelistet und identifiziert sind, gilt es zu prüfen, wie der CGDIS diese Risiken und potenziellen Auswirkungen von Bedrohungen abdecken kann. Diese Analyse erfolgt anhand der fünf notwendigen strategischen Funktionen: Prävention, operationelle Prognose, operationelle Planung, Intervention und Evaluation. Die Intervention entspricht der Durchführung der Rettungseinsätze, während die übrigen vier Funktionen in den Bereich der Organisation des CGDIS und seiner Direktionen, zonalen Dienste und lokalen Einheiten fallen.

Es erweist sich:

  • dass große Bemühungen im Bereich der Organisation unternommen werden müssen, um Konzepte für die Prävention, die operationelle Prognose, die operationelle Planung und die Evaluation zu entwickeln und umzusetzen.
  • dass im CGDIS aktuell:
    • 100 Feuerwehr- und Rettungszentren (CIS), mit aktueller, dem aktuellen Risiko angepasster Ausrüstung und Material;
    • 9 spezialisierte Einsatzgruppen (GIS) mit Maschinen und Ausrüstung bereitstehen;
  • dass bei einer gewissen Anzahl von Rettungseinsätzen eine Eintreffzeit am Einsatzort innerhalb von 15 Minuten erreicht wird.

Aus dieser Analyse ergeben sich zwei Hauptachsen für die Entwicklung bis 2025:

  • Auf operationeller Ebene wird es zu einer Zunahme und Diversifizierung der Rettungseinsätze kommen. Einerseits wird die geschätzte Zunahme der Einwohner und Grenzgänger zu einer verstärkten Aktivität in den Bereichen SAP, Feuerwehr und Rettungswesen führen. Andererseits wird die Entwicklung neuer Produktions- und Transportmittel, aber auch das häufigere Auftreten neuer Risiken infolge des Klimawandels, wie heftige Stürme, Hitze- und Dürreperioden oder das Auftreten neuer Viren oder Bedrohungen, eine Anpassung der Organisation erfordern, um diesen Risiken zu begegnen;
  • Zweitens wird es aus organisatorischer Sicht nötig sein, die wesentlichen Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, die derzeit noch fehlen, um die Durchführung von Rettungseinsätzen ohne Einschränkungen zu ermöglichen.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des PNOS, eine Strategie zur Stärkung und Konsolidierung des CGDIS vorzuschlagen, damit bis 2025 folgende Ziele erreicht werden können:

  • Gewährleistung einer Einsatzzeit von weniger als 15 Minuten in 90 bis 95% der Feuerwehr- und Rettungseinsätze
  • Bewältigung der Herausforderungen der besonderen Risiken und der potenziellen Auswirkungen von Bedrohungen;
  • Einbeziehung der Partner des CGDIS in die operationelle Organisation;
  • Förderung einer Kultur der Risikoprävention und der zivilen Sicherheit, um die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Ziel ist es, die operationelle Organisation des CGDIS zu optimieren, um die Einsatzziele zu erreichen, und das Management so aufzubauen, dass die Einsätze bestmöglich betreut werden können.

Um dies zu erreichen besteht die Hauptanstrengung in der Rekrutierung von zusätzlichem Fachpersonal zur Unterstützung und Förderung der freiwilligen Feuerwehrleute. Diese Bemühungen gliedern sich in drei Bereiche:

  • Die Erhöhung der Zahl der einsatzfähigen Berufsfeuerwehrleute. Um alle Einsätze abzudecken und die Abfahrtszeiten zu verbessern, werden schätzungsweise etwa 1100 Berufsfeuerwehrleute benötigt;
  • Die langfristige Bereitstellung von ca. 430 Berufsfeuerwehrleuten für Präventions-, Planungs-, Ausbildungs- und Managementaufgaben, verteilt auf die Direktionen, zonalen Dienste und lokalen Einheiten;
  • ein geschätzter Bedarf von 425 bis 460 Verwaltungs- und technischen Mitarbeitern zur Unterstützung der Feuerwehrleute.

Zur Umsetzung dieser Strategie sind zusätzliche finanzielle Mittel erforderlich, geschätzt auf eine durchschnittliche jährliche Erhöhung des CGDIS-Budgets um 8% bis 2025.

Schließlich muss der CGDIS auch in der Lage sein, die in der europäischen Katastrophenschutzreserve registrierten Ressourcen kurzfristig über die internationalen Koordinierungsstellen für Hilfseinsätze, nach Genehmigung durch die Regierung, im Ausland einzusetzen.

Wie wird der PNOS umgesetzt?

Der PNOS muss zunächst den Gemeinden, dem Obersten Rat für die Zivile Sicherheit und dem Gesundheitsminister vorgelegt werden. Diese wurden am 1. März 2021 offiziell konsultiert und hatten drei Monate Zeit, ihre Stellungnahme zu der vorgeschlagenen Strategie und deren operationellen Konsequenzen abzugeben. Nach der Analyse dieser Stellungnahmen und möglichen Anpassungen wird der PNOS vom Regierungsrat offiziell angenommen.

Sobald der PNOS angenommen wurde, müssen die für seine Umsetzung erforderlichen Maßnahmen identifiziert und umgesetzt werden. Im Vorfeld muss die Kategorisierung der CIS formalisiert werden. Daraus lässt sich ihr tägliches Betriebspotenzial (POJ) ableiten, das dem entspricht, was ein CIS innerhalb von 24 Stunden "leisten" können muss.

Der POJ, bestimmt durch CIS, GIS, SAMU-Basis und die Befehl-, Medizin- und Unterstützungskette, wird es ermöglichen, mit Unterstützung der Direktionen, der zonalen Dienste und der lokalen Einheiten die Pläne für die Rekrutierung, die Ausbildung, Ausrüstung, Bekleidung, den Bau von Kasernen usw. zu definieren und umzusetzen.

Webinar

Rund 90 Bürgermeister, Schöffen und Gemeinderäte nahmen am Webinar zum Nationalen Plan zur Organisation der Rettungsdienste (PNOS) teil, das am 25. März 2021 stattfand.

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