"Seveso": Worum geht es? Welche Rolle spielen die als "Seveso" eingestuften Betriebe und die Behörden? Und wie sollte man in einem Notfall reagieren?

Der Name "Seveso" bezieht sich auf eine Stadt in der norditalienischen Lombardei, die unter den Folgen eines Industrieunfalls zu leiden hatte, der sich 1976 im Chemiewerk Icmesa in der Gemeinde Meda ereignete. Dieser Unfall, dessen Ursache u.a. ein fehlendender Notfallplan war, führte zum Austritt von giftigen Stoffen (Natronlauge und Dioxin), die zur Verseuchung der umliegenden Gemeinden, darunter Seveso, führten. Dies hatte erhebliche ökologische und gesundheitliche Folgen und führte zu Krankenhauseinweisungen von Kindern und zum Tod von Nutztieren.

©MINT (v. l. n. r.) Georges Engel, Minister für Arbeit, Beschäftigung sowie Sozial- und Solidarwirtschaft ; Taina Bofferding, Ministerin für Inneres
(v. l. n. r.) Georges Engel, Minister für Arbeit, Beschäftigung sowie Sozial- und Solidarwirtschaft ; Taina Bofferding, Ministerin für Inneres

Mit dem doppelten Ziel, einerseits das Risiko eines schweren Unfalls an einem Industriestandort mit bekanntem Risikopotenzial zu verhindern und andererseits die negativen Auswirkungen eines solchen Unfalls so weit wie möglich zu vermeiden, hat die Europäische Union seit 1982 eine Politik zur Prävention großer industrieller Risiken verfolgt, die mehrfach weiterentwickelt wurde, um sich an die neuen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Risikomanagement anzupassen.

Die europäischen Bestimmungen, die in nationales Recht umgesetzt wurden, legen fest, welche Betriebe als "Seveso"-Betriebe einzustufen sind, wobei sie je nach der Menge an Stoffen, mit denen sie arbeiten, in zwei Klassen unterteilt werden: niedrige und hohe Klasse. Derzeit gibt es in Luxemburg 8 Betriebe der unteren Klasse und 8 Betriebe der oberen Klasse.

Die "Seveso"-Betriebe müssen eine Politik zur Vermeidung schwerer Unfälle betreiben und den zuständigen Behörden Unterlagen vorlegen, die belegen, dass sie alle Mittel zur Begrenzung der Risiken einsetzen. Es obliegt der ITM (Gewerbe- und Grubenaufsichtsamt) bzw. des Umweltamtes oder der Gesundheitsbehörde, technische Aufgaben wie die Sammlung von Informationen, Beratung, Überwachung, Inspektion, Koordination und Kontaktaufnahme mit den Betreibern der Betriebe, der Öffentlichkeit, den Behörden der Nachbarländer Luxemburgs und den europäischen Behörden zu übernehmen. Letzteres ist umso wichtiger, wenn mögliche Unfälle Auswirkungen über die Grenzen hinweg haben könnten.

Neben den Präventionsanforderungen, die an die Betriebe und staatlichen Behörden gestellt werden, müssen letztere auch eine Informations- und Sensibilisierungspolitik betreiben, damit die Bevölkerung in der Lage ist, das Risiko oder die potenzielle Gefahr einzuschätzen und angemessen zu reagieren, um sich zu schützen. Im Rahmen der Information und Warnung der Bevölkerung war es der Innenministerin und dem Minister für Arbeit, Beschäftigung sowie Sozial- und Solidarwirtschaft ein Anliegen, eine nachhaltige Informationskampagne zu starten, die die Bürgerinnen und Bürger für die richtigen Verhaltensweisen sensibilisieren soll.

Georges Engel nutzte den Start der Kampagne, um die Bedeutung der ITM hervorzuheben. "Die ITM ist in dieser Thematik ein unverzichtbarer Akteur. Ihre Rolle besteht darin, die Betriebe zu begleiten und sie gleichzeitig zu überwachen. Die ITM ist aber auch die Anlaufstelle für die Behörden der Nachbarländer und der europäischen Länder."

Taina Bofferding ergänzt, dass die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung nur durch klare, verständliche und zugängliche Informationen erreicht werden kann, die stets wiederholt werden: "Die vorliegende Kampagne bildet den Ausgangspunkt für regelmäßige Informationen über Sicherheitsmaßnahmen und das Verhalten bei schweren Unfällen. Es geht darum, die Bürgerinnen und Bürger über die als "Seveso" eingestuften Betriebe zu informieren, vor allem aber über das richtige Verhalten im Falle eines Unfalls: reingehen, schließen, zuhören - die Etappen, die sich eine widerstandsfähigere Bevölkerung merken sollte."

Abschließend erinnerten die Minister daran, dass die Bürgerinnen und Bürger durch ihre Handlungen das erste Glied ihres eigenen Schutzes darstellen.

Alle Informationen zu diesen Maßnahmen finden Sie in dem Flyer, der an die gesamte Bevölkerung verschickt wird, sowie auf der Website seveso.lu, die den "Seveso"-Betrieben gewidmet ist.

Pressemitteilung des Ministeriums des Innern und des Ministeriums für Arbeit, Beschäftigung sowie Sozial- und Solidarwirtschaft

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